Die Strottern & die Riemergasse Nr. 11

Tradition ist ein Tummelplatz für Interpreten. Kulturelle Verniedlicher sind da genauso am Werk wie politische Instrumentalisierer. Will man diese weich gezeichnete Wirklichkeit sinnlich und hirnlich hinterfragen, dann lohnt ein Besuch der Strottern allemal. Diesmal in künstlerisch überzeugendem Zusammenspiel mit der JazzWerkstatt Wien. Politisch engagiert (etwa mit Antikriegsliedern von Soldaten aus dem Krieg)  und poetisch allemal (u.a. mit der Vertonung der Wiener Lyrik eines Peter Ahorner). Sanft begonnen und zum Furiosum gesteigert. Ein klasse Abend im Porgy & Bess

Dieser Veranstaltungsort entlockt mir immer ein breites Grinsen. War hier in der Riemergasse Nr. 11 doch einst das legendäre „Rondell„, das „Erste Wiener Raucherkino“. Dass man dort rauchen konnte, war in jener Zeit, in der auch die Club-2-Diskutanten im ORF noch rauchten, nichts Besonderes. Das Außergewöhnliche war, neben der Kaffeehaus-Bestuhlung, die Bedienung: die Damen kamen „oben ohne„. Da habe ich mich als pubertierender Jüngling mit gefälschtem Schülerausweis und allen zusammen gekratzten Schillingen hinein geschummelt, einen Gin Tonic bestellt und ich habe mich wirklich sich sehr, sehr erwachsen gefühlt.

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